Der evangelische Pfarrer Julius von Jan (1897-1964) erhält posthum den Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“. Die Auszeichnung, die von der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem verliehen wird, würdigt von Jans Engagement gegen die Verfolgung von Juden in der Zeit des Nationalsozialismus. Mit einer Gedenkfeier soll des NS-Widerstandskämpfers, der zur Bekennenden Kirche gehörte, gedacht werden, heißt es in einem Brief der Gedenkstätte.
Bekannt wurde Julius von Jan durch seine Bußtagspredigt vom 16. November 1938, die er in der Oberlenninger St. Martinskirche hielt. Darin kritisierte er die Internierung von Menschen, die sich für Recht und Gerechtigkeit einsetzten. „Männer, die unserem deutschen Volk treu gedient haben, wurden ins KZ geworfen, bloß weil sie einer anderen Rasse angehörten“, sagte er damals. Von Jan wurde inhaftiert und musste nach Ortenburg umziehen. Später wurde er zu 16 Monaten Gefängnis verurteilt, weil er gegen den „Kanzelparagraphen“ und das „Heimtückegesetz“ verstoßen habe. Nach dem Krieg arbeitete der vom Pietismus geprägte Theologe wieder als Pfarrer, den Ruhestand verbrachte er in Korntal. Mit der Auszeichnung „Gerechter unter den Völkern“ werden seit 1963 Nichtjuden geehrt, die ihr Leben riskierten, um Juden während des Holocaust zu retten.
Von einer „außergewöhnlichen Auszeichnung“ spricht Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht. Dirk Schmidt, evangelischer Pfarrer in Oberlenningen, untermauert Schlechts Aussage mit Zahlen: „Weltweit haben erst 1 000 Personen diesen Ehrentitel bekommen.“ Im Gespräch sei, die Gedenkveranstaltung im November abzuhalten. Der Oberkirchenrat hat deshalb mit Julius von Jans Sohn Kontakt aufgenommen. Schmidt begrüßt es, dass Kommune und die Kirche zusammenrücken, um ein Zeichen für die Religionsfreiheit und die Menschenwürde zu setzen. pm/ank
Bericht aus dem Teckboten vom 02.08.2018